Willkommen und gute Reise!

Ich habe an dieser Stelle schon einmal über Spiritualität geschrieben. Mir selbst kommt es so vor, als wäre seitdem ein halbes Leben vergangen, dabei waren es gerade mal ein paar Jahre. Diese allerdings hatten es in sich.

Ich habe meine Gehfähigkeit verloren, die ich mir nach langer, schwerer Krankheit in den Jahren 2006-2009 wieder hart erarbeitet hatte. Damit verlor ich auch einen großen Teil meiner Freiheit, denn es war (und ist) mir teilweise auf Monate hin nicht möglich, das Haus oder, wenn es ganz blöd läuft, das Bett zu verlassen. Bis 2019 konnte ich allein Auto fahren und daher auch viele Erledigungen allein besorgen, sogar allein ins Kino, zum Schwimmen, in ein Café oder einkaufen. Das kann ich jetzt gerade nicht mehr, was nicht heißt, daß ich diesen Zustand akzeptiert hätte. Ich sage lieber, daß ich noch daran arbeite, wieder gehen zu können. Der Wert der Freiheit war mir schon vorher klar, denn besagte lange Krankheit hatte mich bereits Jahre gekostet, die ich in Kliniken, in Rehas und Zuhause verbracht hatte. Trotzdem waren die letzten drei Jahre für mich extrem kräftezehrend, und leider ereilte mich dieser Rückschritt nicht zu einer Zeit, in der es mir ansonsten richtig gut gegangen war. Ich will das jetzt gar nicht alles aufdröseln, aber mein Leben ist kompliziert. Im Sinne von Burnout-Schreikrampf-schweinekompliziert.

Einen Rückgang in meiner spirituellen Anbindung hatte ich schon lange vor dem für mich so schwarzen Jahr 2019 verspürt. Es war schleichend losgegangen, z.B. indem ich aufhörte, meinen Altar neu einzudecken und Jahreskreisfeste zu feiern. Ich spürte es einfach nicht mehr. Eine Weile habe ich mich dann auf Kundalini Yoga fokussiert, was mir auch in körperlicher Hinsicht sehr gut getan hat, doch auch das versandete irgendwann. Was blieb, war eine absolute spirituelle Leere. Spirituelle Mattscheiben oder Pausen kannte ich schon, auch längere, aber diese vollkommene Leere war neu. Ich konnte sie nur akzeptieren und mich anderen Dingen zuwenden.

Das tat ich nach 2016 dann auch mit Hingabe: seither lerne ich diverse europäische Sprachen, was mich mit Freude und durchaus auch mit Stolz erfüllt. Das Lernen hat mich tatsächlich durch die letzten fiesen Jahre getragen, denn meist ist das trotz aller Einschränkungen und Schmerzen möglich. In den Jahren seither hatte ich also etwas, das an Stellenwert der spirituellen Arbeit ebenbürtig war, und ich hatte auch gar nicht mehr damit gerechnet, daß sich meine Spiritualität irgendwann wieder regen würde. Doch das tat sie. Im Frühling diesen Jahres war es soweit.

Bei aller Freude darüber, verspüre ich aber auch große Skepsis, insbesondere deswegen, weil das Heidentum eine naturspirituelle Glaubensrichtung ist – und wie zum Geier wäre sowas für mich gerade jetzt passend, wo ich so oft so lange im Haus feststecke? Okay, mit meiner Behinderung war es nie möglich gewesen, querfeldein auf Kräutersuche zu gehen, bei Mondlicht auf einer Waldlichtung zu tanzen oder auch nur wildromantische (Ritual-)Plätze zu erreichen. Aber immerhin war ein bißchen möglich gewesen, oft mit langer Vorlaufzeit und guter Planung. Und damit sind wir eigentlich auch schon bei dem Grund dafür, warum ich mein Blog wiederbelebe: ich will herausfinden, was für mich als Mensch mit Behinderung in spiritueller Hinsicht funktioniert und wie der praktische Teil meiner Spiritualität sich mit meinen Einschränkungen gestalten könnte. Leider gibt es zu diesem Thema nur extrem wenige Publikationen und vielleicht hilft mein Blog ja anderen Menschen in ähnlichen Lebenslagen.

Ich betrachte mein Blog als Dokumentation einer Reise, die gerade erst begonnen hat. Im Augenblick habe ich überhaupt keine Gewißheiten. Ich kann nur auf das zurückgreifen, was ich bereits erlebt und erfahren habe, merke aber, daß ich das meiste davon in Frage stelle. Worauf ich mich in der Regel verlassen kann, ist meine Neugier und mein Ideenreichtum, wenn es an die praktische Umsetzung von Dingen geht. Ansonsten fühlt sich mein „Bündel“ ziemlich leer an oder positiv formuliert: ich habe viel Raum für Neues.

Wenn Du selbst ein Mensch mit Behinderung und heidnisch unterwegs bist, würde ich mich sehr darüber freuen, von Deinen Erfahrungen und Gedanken zu hören. Die Kommentarfunktion darfst Du also gern nutzen 🙂

Dann mal gute Reise!

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